Wer für später vorsorgen, und gleichzeitig seine Familie im Todesfall absichern möchte, kann seine vermögenswirksamen Leistungen (VL) in eine Lebensversicherung einzahlen. Wir erläutern, wie es funktioniert, und worauf zu achten ist.
- Eine Lebensversicherung kombiniert private Altersvorsorge und Risikoschutz für Angehörige.
- Vermögenswirksame Leistungen können hierbei zur Zahlung der monatlichen Beiträge genutzt werden.
- Die Anspardauer beträgt mindestens 12 Jahre, und endet mit dem vereinbarten Ablaufdatum.
- Aufgrund der niedrigen Verzinsung empfehlen Experten andere Anlageformen, wie z.B. Fonds, ETF oder Bausparen.
Vermögenswirksame Leistungen und Lebensversicherung: Wie funktioniert das?
Vermögenswirksame Leistungen gewähren Unternehmen ihren Mitarbeitern zusätzlich zum monatlichen Gehalt: Entweder auf freiwilliger Basis, oder aufgrund einer Regelung im Tarifvertrag. Hierbei schließt der Arbeitnehmer einen langfristigen Sparvertrag bei einem Anbieter für Lebensversicherungen ab, in den der Arbeitgeber bis zu 40 Euro pro Monat einzahlt. Die Mindestlaufzeit beträgt 12 Jahre, es gilt also nicht die sonst bei VL übliche 6 + 1 Regel (6 Jahre sparen, 1 Ruhejahr). Das angesparte Kapital wird entweder zum vereinbarten Ablaufdatum an den Versicherungsnehmer, oder wenn dessen Tod eintritt, an die Hinterbliebenen ausgezahlt.
So gehen Sie vor:
- 1. Ihr Vorgesetzter oder die Personalabteilung informiert Sie über vermögenswirksame Leistungen in Ihrem Betrieb.
- 2. Schließen Sie eine geeignete Versicherungspolice ab, siehe Tarifvergleich unten.
- 3. Übergeben Sie Ihrem Chef die Bescheinigung der Versicherung zur Überweisung der Sparbeiträge.
Welche Lebensversicherung eignet sich für vermögenswirksame Leistungen?
Nicht jede Gesellschaft bietet eine passende Police an. Anbieter welche die Einzahlung von vermögenswirksamen Leistungen ermöglichen, sind derzeit Axa, Debeka, Volkswohl-Bund, Allianz, Nürnberger, Ergo sowie die WWK-Versicherungen. Über unseren Vergleich können Sie kostenlos und unverbindlich verschiedene Angebote sowie einen Experten-Rat einholen.
Was sind die Vorteile und Nachteile?
Die kapitalbildende Lebensversicherung ist eigentlich eine gute Sache: Wäre da nicht die niedrige Verzinsung, von der noch Kosten für Verwaltung, Risikoabdeckung, und Vermittlungsprovision abgezogen werden. Pro und Contra im Überblick:
Vorteile
- finanzielle Absicherung von Angehörigen
- solide und risikofreie Geldanlage
- zusätzliches Standbein für die Altersvorsorge
- erweiterbar auf Unfall- oder Berufsunfähigkeitsschutz
- Beleihung der Police als Kreditsicherheit
Nachteile
- aktuell niedrige Verzinsung
- hohe Vertragskosten für Vermittlung und Verwaltung
- Besteuerung im Alter
- keine Arbeitnehmersparzulage
Wann lohnt sich eine VL-Lebensversicherung?
Lebensversicherungen sind grundsätzlich ein bewährtes Produkt, um langfristig Vermögen anzusparen. Noch vor ein paar Jahren hätte so ziemlich jeder Finanzexperte dazu geraten. Aufgrund der aktuell sehr niedrigen Verzinsung lohnt sich der Abschluss eines solchen Vertrags jedoch nicht mehr. Denn die Versicherer garantieren ihren Kunden bei Neuabschlüssen derzeit nur 0,25 Prozent (sogenannter Garantiezins). Auch für die den Garantiezins übersteigende Überschussbeteiligung sieht es nicht viel besser aus. Die Anlage in eine Lebensversicherung kann jedoch in bestimmten Fällen sinnvoll sein:
- 1. Sie haben bereits eine bestehende Police, und möchten die vermögenswirksamen Leistungen zur Zahlung der Beiträge nutzen.
- 2. Sie möchten das Geld sicher und konservativ anlegen, weshalb andere Sparformen nicht infrage kommen.
- 3. Sie haben aufgrund Ihres Einkommens keinen Anspruch auf die staatliche VL-Förderung.
Kann ich über den Arbeitgeberanteil hinaus eigene Zahlungen leisten?
Zahlt der Arbeitgeber weniger als 40 Euro VL pro Monat, können Sie als Arbeitnehmer die Differenz in Eigenleistung aufstocken. Hierbei zieht der Betrieb den entsprechenden Betrag von Ihrem Nettogehalt ab, und überweist diesen zusätzlich an die Versicherung.
Kann ich meine vermögenswirksamen Leistungen in eine bestehende Police einzahlen?
Manchmal kann die zusätzliche Einzahlung der vermögenswirksamen Leistungen in eine bestehende Police sinnvoll sein. Z.B. wenn man einen Altvertrag mit guten Konditionen hat, oder man aus anderen Gründen keinen „neuen“ abschließen möchte. Die Versicherung ist jedoch nicht verpflichtet, die zusätzlichen Beiträge zu akzeptieren. Sie müssten also zunächst Kontakt mit Ihrem Ansprechpartner aufnehmen, und die Möglichkeiten abklären. Stimmt die Gesellschaft zu, benötigt Ihr Arbeitgeber noch die Bescheinigung mit den Kontodaten, um die VL überweisen zu können.
Wird die VL-Lebensversicherung staatlich gefördert?
Nein, im Gegensatz zu anderen Anlageformen wie z.B. VL-Fondssparen oder dem Bausparvertrag ist für die VL-Lebensversicherung keine staatliche Förderung im Rahmen der Arbeitnehmersparzulage vorgesehen.
Was muss ich zum Thema Steuern wissen?
Eine Besteuerung erfolgt nicht während der Ansparphase (während auch die VWL eingezahlt werden), sondern erst zum Ende. Der Auszahlungsbetrag unterliegt je nach Situation entweder der Einkommens- oder der Abgeltungssteuer. Bei der Auszahlung als Einmalbetrag muss entweder Abgeltungssteuer auf den vollen- oder Einkommensteuer auf den halben Gewinn abgeführt werden. Lassen Sie sich das Geld als monatliche Rente überweisen, wird der Ertragsanteil (Gewinn aus Zinsen) mit der Einkommensteuer belastet. Wichtig zu wissen: Altverträge, die vor 2005 abgeschlossen wurden, sind komplett steuerfrei.
Kann ich eine VL-Lebensversicherung vorzeitig kündigen?
Eine VL-Lebensversicherung lässt sich grundsätzlich jederzeit ohne Angabe von Gründen kündigen. Hierzu richten Sie ein kurzes Anschreiben mit dem Kündigungswunsch sowie Ihrer Bankverbindung an den Anbieter. Informieren Sie rechtzeitig Ihren Arbeitgeber, damit er die Überweisung der VL stoppen kann. Eine vorzeitige Kündigung hat jedoch mehrere Nachteile: 1. Sie erhalten in dem Fall nur den sogenannten Rückkaufswert, welcher meist deutlich niedriger als die Summe der eingezahlten Beiträge ausfällt. 2. Die Versicherung berechnet für die Auflösung eine Gebühr, die vom Auszahlungsbetrag abgezogen wird. 3. Außerdem fällt der Risikoschutz Ihrer Angehörigen weg. Bevor Sie also kündigen, sollten Sie zunächst andere Möglichkeiten in Betracht ziehen. Eine davon ist die Beitragsfreistellung. Hierbei werden keine weiteren Beiträge eingezahlt, der Versicherungsschutz bleibt jedoch erhalten.
Was ist eine kapitalbildende Lebensversicherung?
Eine kapitalbildende Lebensversicherung besteht aus zwei Teilen: Sie enthält 1. einen Risikoschutz, welcher im Todesfall die Angehörigen absichert, sowie 2. einen langfristigen Sparplan. Der Versicherte spart monatlich Geld über einen vereinbarten Zeitraum an. Die Beiträge werden teilweise dazu verwendet, den Risikoschutz zu finanzieren, falls der Versicherungsnehmer während der Laufzeit verstirbt. Der restliche Teil der Prämien wird angelegt, um einen Kapitalstock aufzubauen. Am Ende der Vertragslaufzeit, oder wenn der Versicherungsfall eintritt, wird die vereinbarte Summe an den Versicherungsnehmer oder die begünstigten Hinterbliebenen ausgezahlt.
Sofia meint
Guten Morgen,
ich beschäftige gerade mich mit der Frage: Soll ich für meine vermögenswirksamen Leistungen eine fondsgebundene Lebensversicherung abschließen, oder das Geld lieber direkt in Fonds oder ETFs anlegen? Die Aussicht auf eine zusätzliche Rente im Alter scheint mir durchaus attraktiv, zumal ich nichts selbst dazu beitragen müsste, da ja der Arbeitgeber einzahlt. Was empfehlen Sie mir?
Danke
Martin Sohn meint
Hallo,
Sie schreiben leider nicht, wie alt Sie sind, und ob Sie Angehörige absichern möchten. Ich müsste jetzt länger ausholen, um alle Argumente zu beleuchten. Leider kann ich dies jedoch in einem solchen Kommentar nicht darstellen, deshalb fasse ich mich kurz. Meine persönliche Empfehlung lautet: Zahlen Sie die VL direkt in ETFs ein. Zur Absicherung Ihrer Angehörigen können Sie zusätzlich eine kostengünstige Risikolebensversicherung abschließen.
Freundliche Grüße
Jacob meint
Hallo,
im Falle der VL-Lebensversicherungen habe ich gesehen, dass auch Verträge über bspw. 14 Jahre angeboten werden – beispielsweise bei der Allianz. Wie passt das mit den 7 Jahren zusammen, die hier genannt werden. Muss der Mitarbeiter dann 1 Jahr aussetzen und dann wieder neu anfangen, in seine Lebensversicherung einzuzahlen? Gleiches gilt bei BAV Verträgen, die ja in der Regel auch länger als 7 Jahre gehen.
Danke im Voraus und VG
Martin Sohn meint
Hallo,
ich habe Ihren Kommentar mal hierher verschoben. Bei einer Lebensversicherung gilt die 6 + 1 Regel nicht. Es wird konstant mindestens 12 Jahre eingezahlt, siehe Erklärung oben.
Freundliche Grüße